Sonntag, 27. März 2016

Nähfrage #10: Wie ist Nähgarn beschaffen?

Über die Wicklung des Nähfadens hab ich bereits geschrieben.

Wichtig ist auch die Beschaffenheit dieses Fadens.

Das Bedeutet nicht nur, dass du weißt aus welcher 
Faser er hergestellt wurde sondern auch noch wie.
Sind dir diese komischen Bezeichnungen auf den Garnhülsen ein Rätsel? Kannst du damit nichts anfangen? Was bedeuten diese komischen Zahlen? Hier verrate ich es dir:
Die Garne haben verschiedene "Typenbezeichnungen", die ihr "Gewicht" angeben (Achtung: nicht die DICKE! - Warum erkläre ich gleich) Da gibt es sehr dünne Garne mit der Nummer 70 und sehr dicke mit der Nummer 30.
30/3
50/2
70/2

Was bedeuten dies Nummern?

Ganz einfach: so viele KM Faden wiegen 1 Kg. Also ist ein Faden mit 70 km Länge viel viel dünner als einer mit 30 km. Logisch.  Hinter dieser Zahl gibt es meist noch den Zusatz " /2 oder /3"  was bedeutet aus wievielen Fasern das Garn gezwirnt ist.  Die Dicke eines Garns wäre demnach der Querschnitt und wird von der Anzahl der Fasern bestimmt. Dieser ist allerdings für uns kaum messbar. Ein Garn #50/3 ist demnach dicker als ein Faden #50/2 und zwar genau um 50%, da er eine Faser mehr enthält. 
Zur besseren Verdeutlichung dünnes Strickgarn
Ein qualitativ hochwertiges Garn erkennst du an der Verzwirnung. Je mehr es verzwirnt ist, umso kürzer wird es - aber auch umso glatter! Je glatter das Garn ist desto besser lässt sich damit nähen und es wird beim Transport durch die Maschine und Nadel nicht unnötig gescheuert - folglich reißt es nicht so schnell.
Wollfaden
Nähseide
Für sehr dünne Gewebe würde ich einen 70/2-Faden verwenden, der gängige Faden wäre ein 50/2 oder 50/3 und für ganz stabile Taschen (speziell Leder/Kunstleder etc.) würde ich einen 30/3 nehmen. Am gebräuchlisten ist der 50iger Faden.


Welche Faser ist nun am besten?


Dazu gibt es eigentlich nur eine Antwort:

Die, die am besten zu deinem Projekt passt!

Viele schwören darauf Baumwollstoffe nur mit Baumwollgarn zu vernähen. Baumwollgarn ist sehr reißfest. Was bedeutet, dass unter "Stress" eher das Gewebe als das Garn reißt. So kommen unschöne Löcher und Risse in die Kleidung oder den Quilt.

Baumwolle
Allerdings kann der Baumwollfaden auch einlaufen und wenn du Precuts für den Quilt verwendest, wäre ein Baumwollfaden meine erste Wahl, da dann beide Fasern beim ersten Waschen etwas einlaufen und ich somit keine Kräuselungen habe :)

Gewachste Baumwolle ist zum Maschinennähen nicht zu empfehlen - das ist was für die Hand!

Polyester ist dagegen so beschaffen, dass es etwas eher reißt. Damit würde z.b. beim Bücken nicht der Stoff der Hose reißen sondern nur die Naht. Was natürlich leichter zu reparieren ist *g*. Somit eignet sich Polyester nicht nur zum Nähen von Kleidung sondern auch zum Quilten. 
Polyester

Seidengarn hat die gleichen Eigenschaften wie Polyester, ist allerdings wesentlich teurer. Viele benutzen es zum Applizieren, da es einen schönen Schimmer hat. Mittlerweile gibt es allerdings Polyestergarne, die fast genauso glänzen.
Seide

Metallic-Faden ist ein wunderschönes Gestaltungselement für Zierstiche oder Stickereien. Hierbei solltest du darauf achten Fäden auf einer dicken Spule (im Durchmesser) zu erwerben. Diese haben nicht den "Memory-Effekt" und kräuseln sich beim Abwickeln nicht so extrem wie Dauerwellen sondern hängen einfach locker durch. 
Metallic

Nylon ist für normale Näharbeiten nicht zu empfehlen, da es bei Hitze schmilzt. Du kannst allerdings eine Applikation damit auf Stoff "kleben". Nylon auf die Unterfadenspule wickeln, als Oberfaden Polyester verwenden. Die Applikation allein mit Zickzackstich umsteppen und dann auf den Stoff aufbügeln. Durch die Hitze schmilzt der Unterfaden und klebt die beiden Stoffstücke aufeinander. Danach lässt sich der Oberfaden lösen und du kannst mit einem schönen dekorativen Stich die Appli umnähen. Very simple :)

Mit welcher Nähseide nähst du am liebsten?

Nächstes Mal geht es um die Nähnadel.

3 Kommentare:

  1. Danke für die Erklärungen! Das meiste war mir jetzt tatsächlich neu und über solche Sachen denkt man ja so kaum nach, wundert sich höchstens mal. Wieder was dazu gelernt :)

    AntwortenLöschen
  2. Vielen Dank für diesen Beitrag und auch den mit den Wicklungen.
    Die sind beide sehr nützlich und hilfreich.
    In letzter Zeit habe ich mich auch ein bisschen mit Garnen beschäftigt und frage mich noch so einiges:
    Bei BW-Garnen hatte ich früher den Eindruck, dass sie sich mitunter nach der Wäsche zusammenziehen (einlaufen). Ist das auch bei anderen Näherinnen ein bekanntes Phänomen?
    Neulich habe ich beim Bügeln eine Ziertnaht aus Polyestergarn geschmolzen. Es war allerdings billiges Garn und zum Glück nur ein Übungsstück. Aber ich habe mich gefragt, ob man bei Polygarn generell aufpassen muss, dass man es nicht zu heiß bügelt, also besser nicht für Sachen nehmen, die man heiß büglen möchte?
    (Du hast ja geschrieben, das man diesen Effekt bei Nylongarn und Applikationen gezielt nutzen kann.)
    Wie verhält sich Nähseide (aus Seide) in der Wäsche? (Habe ich noch nie verarbeitet, aber generell will Seide ja schonender als Baumwolle behandelt werden.)
    Und zu guter Letzt: Ich habe mir so eine fertig gespulte Madeira Unterfadenbobbinspule gekauft. Konnte allerdings nirgends rausfinden, zu welchen Maschinen die offiziell passt. Ich habe die gleiche Janome wie Du und diese Bobbin ist viel flacher als die Originalspulen.
    Bei einer Applikation habe ich es einfach ausprobiert und es hat funktioniert, aber ich will mir nicht möglicherweise auf die Dauer die Maschine damit ruinieren. Weißt Du drüber etwas?
    (Ich will den Unterfaden natürlich nicht zum normalen Nähen nehmen, aber für manche Zierstiche und Appliklationen scheint mir das doch praktisch.)
    Ich freue mich auf den Beitrag über die Nähmaschinennadeln!

    Vielen Dank für Deinen Blog
    LG
    Hummelbrummel

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Baumwollgarne können generell auch einlaufen so wie Baumwollstoff auch. Es kommt immer auf den Herstellungsprozess an. Manche Hersteller "flammen" auch überstehende Fasern ab. (war zwar nichts mit dem Eingehen zu tun hat, aber auch ein Kostenfaktor ist).
      Polyester ist zwar schwer entflammbar, sollte aber nicht heißer als 2 Punkte gebügelt werden. Wahrscheinlich hattest du deine zu hohe Temperatur.
      Die Kleidungsstücke aus Seide, die ich mit Seidengarn genäht habe wasche ich wegen der Empfindlichkeit mit der Hand und dann nur lauwarm. Das hält das Garn durchaus aus. Man muss halt nur wissen wie man es behandeln soll.

      Die fertig gespulten Spulen sind schon eine Arbeitserleichterung. Allerdings passen sie nicht für jede Maschine. Janome-Spulen sind etwas höher. Entweder du tust etwas drunter, oder es funktioniert auch ohne oder gar nicht. Hier kannst du dir einen tollen Bericht darüber ansehen:
      https://www.youtube.com/watch?v=dunP2uij6N0

      Und hier gibt es noch etwas über Baumwolle vs. Poly https://www.youtube.com/watch?v=ZVzflcfEuSY

      Liebe Grüße
      Gusta, die denkt auch noch etwas über Stoffe zu bringen *zwinker*

      Löschen